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KI Manifest

Datum: 12.03.24

Die rasanten Entwicklungen im Bereich der generativen Kl lösen Ängste und Debatten in der Gesellschaft und auch bei uns in der Filmbranche aus.

Die technischen Möglichkeiten der Kl lassen eine nahe Zukunft immer wahrscheinlicher werden, bei der kreative Prozesse ganz oder teilweise durch Kl ersetzt werden, also die Kunst dem Menschen weggenommen und den Maschinen überlassen wird.

Nicht zuletzt werden damit durch global agierende Tech-Unternehmen potenziell hunderttausende Menschen in Europa in die drohende Arbeitslosigkeit verdrängt. Dazu müssen wir uns als Kulturschaffende positionieren.

Im Rahmen dieses TV-Experiments wurde unsere kleine Gruppe heute versammelt, um allererste Denkanstöße für ein KI Manifest zu entwickeln.

Kulturschaffende setzen sich mit dem Menschsein auseinander, spiegeln die menschliche Erfahrung, gehen mit der Gesellschaft in den Dialog. Kreativität darf nicht entmenschlicht werden. Erstmals in der Geschichte der Menschheit müssen wir uns mit dieser realen Gefahr auseinandersetzen. 

In den 120 Jahren Filmgeschichte haben sich Menschen umfassende Kompetenzen in der Filmkunst erarbeitet. Es gibt hunderte Berufe, die eine große Kunstfertigkeit voraussetzen. Sollten diese Qualitäten einmal erst verschwinden, droht der unumkehrbare Verlust dieses menschlichen Wissens.

Die generative KI wurde mit den Werken der Kulturschaffenden trainiert – ohne menschliche Kunst gäbe es keine KI. Die Urheberschaft wurde bei diesem Prozess nicht gefragt und nicht kompensiert. Für's Fragen ist es jetzt zu spät, es bleibt die Forderung nach einer fairen Beteiligung.

Wir brauchen eine Verwertungsgesellschaft, die am Geschäftsmodell generative KI beteiligt wird und an die Urheberschaft ausschüttet. Dazu fordern wir Transparenz in allen Belangen: Mit welchen Werken wurde die KI trainiert? In welcher Form beeinflussen diese Werke den jeweiligen Output der Algorithmen? usw.

Wir brauchen eine klare und eindeutige Kennzeichnungspflicht für Inhalte, die (hauptsächlich) mit generativer KI erstellt wurden. Ohne eine Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Bilderfluten ab sofort ist nicht nur unsere kreative Arbeit bedroht, sondern unsere Demokratie. Zusätzlich sind wir für die Erschaffung eines Labels “Human Made”, das nur Inhalte führen dürfen, die (ausschließlich) von Menschen erstellt wurden. Hier sehen wir vor allem Sender und öffentliche Förderer in der Pflicht.

Arbeit ist nicht nur Broterwerb, sondern stiftet Identität und Würde. Deshalb ist ein Arbeitsumfeld mit einem Fokus auf Wertschätzung unserer Arbeit und ein menschliches Miteinander nicht nur ein Mittel zum Zweck, sondern auch ein Zweck an sich! 

Ein solches Arbeitsumfeld gilt es zu schützen und nicht leichtfertig in einer Flut aus Bildern und Datenmüll, den die KI Modelle generieren, aus den Augen zu verlieren. 

Wir wollen KI Tools nutzen, solange sie ein Werkzeug bleiben und nicht zur Fremdbestimmung über uns führen, sondern menschlichen Handlungsraum und Kreativität erweitern!

Um den Herausforderungen dieser neuen Epoche gerecht zu werden, müssen wir als Branche zusammenstehen und die Diskussion über die Frage “Was wollen wir eigentlich mit (generativer) KI?” gemeinsam führen und in klare Forderungen an Politik, Förderung, Sender und Gewerkschaften übersetzen. 

Eine Entschleunigung der Entwicklung bzw. der Anwendung generativer KI kann den Raum schaffen, um diese wichtige Diskussion zu führen und gemeinsame Ziele zu formulieren. 

Da KI sämtliche Bereiche unserer Wirtschaft und Gesellschaft betrifft, darf es nicht bei einer Diskussion in der kreativen Bubble bleiben, sondern wir müssen unsere Stimmen nutzen, um in einem gesamtgesellschaftlichen Schulterschluss unser aller Zukunft zu gestalten! 

Den Herausforderungen und Gefahren generativer KI können wir nur gemeinsam begegnen. Als ersten Schritt wünschen wir uns deshalb eine Weitererarbeitung dieses Papiers in einer großen, branchenweiten Debatte. 

Macht mit!

Verfasst von: Christian Alvart, Mira Thiel, Gizem Emre, Guido Reinhardt.
Im Rahmen des Doku-Experiments "Das KI Manifest".

/Der Film
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